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Ohne Kinzigwasser keine loseburch?
von Hans Saile
 

 


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Ohne Kinzigwasser keine loseburch?  

Flusskilometer:  91.5 [Lageplan]
Geschichte beginnt im Jahr: 1539 [Was damals in der Welt geschah]
Verfasser der Geschichte bzw. der Abbildungen: Hans Saile
Für den virtuellen Flößerpfad bearbeitet durch: Hans Saile, Forchenweg 6, Loßburg, hanssaile@freenet.de, Tel.074462129
 

Ohne Kinzigwasser keine „loseburch“?

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts bauten die Geroldsecker, die späteren Hohengeroldsecker mit ihrer Burg zwischen Schuttertal und Kinzigtal, die Burg „loseburch“ mit dem als Stadt geplanten Ort Loßburg. Vom Kinzigursprung zogen sie einen Wassergraben (ahd. losi) zu ihrer neuen Burg und bauten die Höhenburg entsprechend ihrer Stammburg Lahr zur Wasserburg aus. Adolf Bach leitet Ortsnamen mit Loose oder Losen von „losi“ (= Wasserabzugsgraben) ab. Dr. Gustav Schöck, Leiter der Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart, sieht eine solche Ableitung auch für Loßburg zutreffend.

Der von der Kinzig abgeleitete Wassergraben, heute Mühlbach genannt, lieferte einst für den Ort eine nur geringe Wassermenge. Daher wurden in den Verkündungen zu Loßburg aus dem Jahre 1539 strenge Regelungen für den Wasserverbrauch der Kinzig erlassen. Die Bestimmungen gehen auf Verfügungen der Geroldsecker aus dem 15. Jahrhundert zurück. Es wurde ein besonderer Wasserschöpfplatz angelegt, um alle gleich, d.h. gerecht zu behandeln. Eine Teichelleitung gab es damals noch nicht.
Das Wasser soll bis Samstagmittag zur Mühle gehen und von keinem „armen Mann“ genommen werden, um die Wiesen zu bewässern. Die Herrenwiesen haben das Vorrecht für vier Wochen. Der Wassergraben soll einen halben Schuh tief gehalten werden. Im Ort dürfen im Graben keine Windeln gewaschen werden. Wasch-Wasser soll in einen Kübel geschöpft werden. Danach soll das übriggebliebene Wasser nicht weggeschüttet, sondern in den Nebenbach geleitet werden. Davon können dann die Sprachhäuser (Abtritte, Aborte) und die Schweineställe gereinigt werden.

Quellennachweis: Hauptstaatsarchiv Stuttgart: A 470, Bü 73, fol. 1-7; H 102/2, Bd. 10, fol. 18-19

Literatur: Bach, Adolf, Deutsche Namenkunde, Bd. II/1, § 299, Heidelberg 1981